vom 07. März 2025 aus dem Capitol in Hannover

Fränkische Musketiere erobern das Capitol in Hannover
Am Freitag, den 07.03.2025 hatte das Capitol in Hannover Grund zum Feiern.
Denn es hieß „D'Artagnan-Herzblut-Tour“!
Aufgrund der überraschenden ESC-Vorentscheid-Teilnahme der Band Feuerschwanz, in der D'Artagnan Sänger Ben Metzner, sowie zwei Mitglieder der Support-Band The Dark Side of the Moon mitspielen, verschob sich der Tourstart der „Herzblut“ Tour um einige Wochen. Die zweite Station der langersehnten Party war Hannover.
Mit im Gepäck hatten D'Artagnan, neben der multinationalen Symphonic-Metal-Band
The Dark Side of the Moon auch die kroatischen Folk-Metal Band Manntra.
Schon vor Beginn der Show war die nordische Kultur im Capitol deutlich zu spüren.
„Immer mit der Ruhe!“ wurde hier großgeschrieben. Das war auch sehr gut, denn der Einlass verzögerte sich um ca. 20 Minuten, aufgrund technischer Schwierigkeiten beim Soundcheck.
Als die Fans schließlich das Konzerthaus betraten, wurde sofort deutlich:
Unser vielfältiges Publikum, das eine Altersspanne von 10 bis 80 Jahren umfasste, war geprägt von wahren Musikliebhabern.
Manntra:
Der Opener des Abends war die fünfköpfige, kroatische Band Manntra, welche im Jahr 2023 ihr zehnjähriges Bühnenjubiläum feierte. Leider waren sie gezwungen an diesem Abend ohne Gitarrist Dorian „Dodo“ Pavlović aufzutreten. Dieser musste aufgrund einer Beinverletzung zuhause bleiben. Er hofft bei der restlichen Tour seine Energie und gute Laune wieder voll in die Show einzubringen. Seine Parts wurden souverän vom Barren King übernommen. Wir wünschen Dodo eine schnelle Genesung, und freuen uns auf seinen unermüdlichen „Cardio-Kampfgeist“ bei den verbleibenden Konzerten.
In üblicher Manntra-Manier eröffnete die Band den Abend mit ihrer Hymne „Heathens“.
Ein Lied, welches auf keiner Setlist fehlt und den Zuhörer in eine Welt von Sagen und Geschichten aus dem Balkan entführt.

Anschließend machte die Band auf ihr am 14.03.2025 erschienenes 9. Album „Titans“ aufmerksam. Ungeduldige konnten bereits ein Exemplar am Merchandise-Stand vor Veröffentlichung erwerben.

Mit einem Lied über eine berühmte kroatische Piratenkönigin „Teuta“ heizten sie das Publikum nicht nur musikalisch ein, sondern auch im wahrsten Sinne des Wortes mit einer Feuershow. Außerdem spielte die Band noch zwei weitere Lieder des neuen Albums. Zum einen „Unholy Water“ und zum anderen das am 13.03.2025 veröffentlichte Lied
„The Heart of the Storm“.
Sänger Marko Matijević Sekul gab zu, dass die Band vor der Show sehr nervös in Bezug auf die neuen Lieder war und sich dennoch keine bessere Publikums-Reaktion hätte wünschen können. Daraufhin konnten Rufe wie „You're Awesome! “ aus dem Publikum vernommen werden.

Es folgten Klassiker wie „Ori,Ori“, „In the Shadows“ und „Barren King“.
Bei Letzterem surfte der Barren King von Händen getragen mit seinem ganz speziellen Schiff über das Publikumsmeer.

Ein Highlight folgte dem Nächsten und so kündigten Manntra an, 2026 wieder auf Tour zu gehen und auch in Hannover einen Stop einzulegen.
Passend zum neuen Album und der angekündigten Tour, erschien die Band mit einem neuem Stage-Design und Look. Den Abschluss bildete der von Konfetti-Regen begleitete Song „Nightmare“ – definitiv ein Publikumsliebling.
Trotz eingeschränkter Manpower schafften es die vier das Capitol vom Parket bis zum gefüllten Balkon mit ihrer Show zu fesseln.

Fazit "Manntra":
Die Interaktion der Band mit dem Publikum war überragend. Auch wenn sich beide Seiten zu Anfang erst noch etwas „beschnuppern“ mussten oder sogar eine gewisse Skepsis auf Seiten des Publikums spürbar war, merkte man im Verlauf der Show schnell, wie sich die Crowd immer mehr in die Musik der Kroaten verliebte.
Die Band scherzte untereinander in gleichem Maße wie mit dem Publikum. Sänger Marko, welcher auch einige Jahre selbst in Hannover lebte, überraschte zudem mit seinen Deutschkenntnissen.
Am Ende wurde noch das obligatorische Foto von Band und Publikum gemacht – nicht nur für Social Media, sondern selbstverständlich auch für Marko's Mama.
Nach Manntra startete ein regelrechter Sturm des teilweise noch zögerlichen Publikums von den Merch- und Getränkeständen nach vorne zur Bühne. Viele der hier Anwesenden waren sehr neugierig auf das, was folgen sollte.
The Dark Side of the Moon:
Um 19:50 Uhr betraten The Dark Side of the Moon die Bühne. Die Band entwickelte sich aus einer Wette zwischen Ad Infinitum-Sängerin Melissa Bonny und Feuerschwanz-Gitarrist Hans Platz. Der Verlierer musste daraufhin eine Challenge meistern, welche der Gewinner festlegte. Hans gewann und forderte Melissa dazu auf, eine Metal-Cover Version des Game of Thrones Tracks „Jenny of Oldstones“ aufzunehmen. Die Version gefiel dem Plattenlabel Napalm Records so gut, dass diese die Mitwirkenden für ein Album unter Vertrag nahmen. Und so wurde im Jahr 2021 ein neues Baby am Metal-Himmel geboren.

Die Band covert hauptsächlich bekannte Songs aus Film, Fernsehen oder Videospielen und transformiert diese in Metal-Versionen. Passend dazu nannten sie ihr erstes Album „Metamorphosis“.

Neben Coverversionen schreiben die vier Musiker auch ganz neue, eigene Songs, welche sie den Lieblingshelden und -kriegern ihrer Kinder- und Jugendzeit widmen.

Auf ihrer Website vergleicht die Band ihre Songs mit der Unbändigkeit der sieben Weltmeere: energetisch aufschäumende Melodien gemixt mit mitreisenden, eleganten und gefühlvollen Rythmen.

Schaut man sich das Konzept der Band an, versteht man, weshalb das Publikum so gespannt auf die Performance dieser einstigen Wette hinfieberte. Die Band eröffnete mit dem Song „Gates of Time“ – ein herausragender und massiver Opener, welcher allen Anwesenden gefeiert wurde.

Die Setlist bestand aus einem bunten Mix ihrer Veröffentlichungen:
Von starken, elektrisierenden Hits wie „First Light“, epischen Melodien wie bei „If I had a Heart“ und langsamen, bewegenden Nummern wie „New Horizons“.

Neben dem Titel „Jenny of Oldstones“ spielte die Band auch zwei Songs, die nicht auf dem Album „Metamorphosis“ erschienen sind: „Can't Catch Me Now“ – ein Cover des Titels aus dem Film „The Ballad of Songbirds and Snakes“ und „No Time to Die“ aus dem gleichnamigen James Bond Film.
Mit „Legends never Die“ katapultierte The Dark Side of the Moon das Publikum endgültig in andere Sphären. Der Song diente auch als perfekte Staffelstabübergabe für den anstehenden Headliner.

Unsere nordischen Genießer aus Hannover, wohl wissend wie fordernd eine D'Artagnan Headliner-Show sein kann, nutzten vor allem die ruhigen und gefühlvollen Parts der zweiten Band um noch ein wenig Energie zu sparen.
D'Artagnan:
Nach dem 40-minütigen Konzert von The Dark Side of the Moon gab es dann wirklich kein Halten mehr. Die Zuschauer warteten sehnsüchtig auf Ihre Lieblings-Musketiere aus dem „Fernen Süden“.
Von Stunde Null an lieferten D'Artagnan eine Show der Superlative mit Feuereinsatz und Licheffekten. Bereits während des Intros waren Vorfreude und Spannung des Publikum deutlich zu spüren.

Endlich war es so weit – auch für das ruhigste Nordlicht gab es kein Halten mehr. Es wurde so stark getanzt und gesprungen, dass sich die Balken bogen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Zumindest fühlte man ein heftiges Schwanken des Balkons im Capitol unter anderem bei Songs wie „Feuer und Flamme“.

Mit dem Titel „Feste Feiern“ setzen unsere Musketiere dann noch eins obendrauf. Neben dem theaterähnlichen Spiel der einzelnen Bandmitglieder sticht hier vor allem die akkrobatische Leistung von Geiger Gustavo Strauss hervor, welcher sich im Handumdrehen auf die Oberschenkel von Sänger Ben Metzner und Gitarrist Tim Bernard schwang und balancierend Geige spielte.

Ein sehr großer Publikums-Favorit war der orientalisch angehauchte Track „Freudenhaus“, welcher sehr stark an den Titel „Alah Shah“ aus dem Musical „Die Päpstin“ erinnert.
Mit dem Titel „Klingen kreuzen“ wurde es für das Publikum noch etwas aktiver. Zu diesem Song gehört nämlich eine spezielle Armbewegung von – wer hätte es gedacht – gekreuzten Armen. Der Song wurde nicht durch Ben sondern von Tim zum Besten gegeben, welcher mit seiner rauchigen Stimme das eh schon aufgeheizte Publikum noch mehr anfachte.

Um die Temperaturen nicht allzuhoch zu treiben, folgte eine kleine Abkühlung in Form der Ballade „Dreht sich der Wind“, welche mit einer herrlichen ESC-Anekdote durch einen schelmisch grinsenden Ben eingeleitet wurde. „Dank Raab wissen wir, dass Frauen nur Balladen hören, aber das stimmt doch nicht, oder?“
Damit fordert er den männlichen Teil des Publikum auf, die Frauen auf deren Schultern zu nehmen – oder auch andersrum, das wäre ihm egal, hauptsache die eine Hälfte des Saals sitzt auf den Schultern der Anderen und keiner stehe alleine da. Jedoch befreite der charismatische Sänger die ersten Reihen des Balkons und Besucher mit Knieproblemen von dieser Aufgabe.
Obwohl der Song eine Ballade ist, bringt er eine unverwechselbare Energie mit sich.
Man fühlte sich schwerelos und frei.

Trotz der ausgelassenen Partyatmosphäre oder gerade aus diesem Grund, folgte dann ein ganz wichtiger Part – ein Zeichen gegen Krieg zu setzen.
Mit den Worten „Ich wünschte, wir müssten bestimmte Lieder nicht schreiben bzw. spielen, aber leider müssen wir das“ forderte er das Publikum auf, Feuerzeuge oder Taschenlampen für den Song „My love in Germany“ anzuknipsen,
denn „gemeinsam können wir viel bewegen“.
Auf dieses Stück folgte der Track, dem die Tour seinen Namen verdankt: „Herzblut“.
Ein wunderbares Duett zwischen Ben Metzner und Melissa Bonny.

Darauf folgte „Farewell“. Im Original ein Duett zwischen Ben Metzner und Patty Gurdy (deutsche Folkmusikerin), wurde in Hannover von Ben und Tim dargeboten.

Natürlich darf, wie bei jeder großen Party, selbstverständlich ein Trinklied nicht fehlen – und das mit einer kleinen Cardio Session inklusive. Pure Extase brachte D'Artagnans Cover des weltweit bekannten Titels „Was wollen wir trinken“. Sänger Ben Metzner kam dabei von der Bühne hinunter, stellte sich mitten in die Menge und ließ einen Circle Pit um sich drehen.

Ein wahrer Genuss war anschließend das Geigensolo mit nahtlosem Übergang in den Song „Coeur de la Mer“.

Nach einer weiteren Anekdote „Wir sind vielleicht die schlechtesten Piraten der Welt, aber ihr habt von uns gehört“, wurde es bei „Westwind“ wieder aktiv. Unser Publikum setzte sich – ohne Aufforderung! – auf den Boden und begann mit imaginären Rudern das
D'Artagnan-Piratenschiff im Takt durch die See zu lotsen.
Wie jede gute Feier, hat auch die beste Party einmal ein Ende und so kam der letzte Song. Bei „Mosqueteros“ heizten die Nürnberger noch einmal so richtig ein – schließlich wollte Ben, dass „die Decke wegfliegt“!
Was sie im übertragenen Sinne auch unter tobenden Beifall und dem Wunsch nach mehr tat.
Glücklicherweise folgten unsere Helden dem lautstarken Ruf des Publikums nach einer Zugabe und begeisterten die Menge mit drei weiteren Songs.

Bei den wirklich letzten Songs des Abends „The Riddle“ und „Hey Brother“ konnten die Hannoveraner noch einmal so richtig ausrasten und erhielten für den Spaßfaktor noch etwas zum Spielen – viele, sehr große, schwarze Luftballons, welche durch die Massen flogen.
Die Band selbst verglich den Abend mit einem Hobbit-Geburtstag:
„Es wird gefeiert, es wird gesoffen, am Ende liegt man unterm Tisch und hat doch mit niemandem geredet“.
Fazit:
Wir können uns den Worten von Ben nur anschließen, der Abend war wie ein großer Geburtstag mit der Familie, Freunden und einigen Unbekannten, die sich einfach so selbst einluden und das Gesamtkonzept ging super auf. Mit Manntra und The Dark Side of the Moon wurde ein anfangs sehr ruhiges Publikum Stück für Stück wachgerüttelt und zeigte seine wilde Seite bei dem Hauptact des Abend.
An diesem Abend konnte man gut erkennen, wie vielfältig die Szene wirklich ist. So unterschiedlich die drei Bands des Abends mit ihrer Musik auch waren, so unterschiedlich auch die Fans. Keiner war hier zu jung oder zu alt, um einen Abend lang ausgelassen Spaß zu haben und Lieder mit und über Piraten, aus uns bekannten Filmen zu singen oder darüber, wie man sich nach einer durchzechten Nacht fühlt. Und wenn wir ehrlich sind, steckt doch auch in jedem noch so frechen Trinklied eine tiefere Bedeutung.
Der Abend mit D'Artagnan, The Dark Side of the Moon und Manntra boten uns Stunden, die wie im Flug vergingen und Augenblicke, die uns ewig bleiben werden.
(Konzertbericht von Anne Vent & Kyra Hauck für NoRush-Webzine
Fotos ©Anne Vent)
Ich konnte in Bremen bei dem Konzert sein und dieser Artikel setzt mich sofort zurück. Ich stimme bei jedem Wort zu und es ist so schön einen so von Herzen geschrieben Artikel zu lesen!