aus dem Haus Auensee/Leipzig vom 07. November 2024
Der Abend war für uns etwas ganz Besonderes, denn unser Chefredakteur Stephan, der aus Köln stammt, verbindet eine lange Geschichte mit Wolfgang Niedecken und den Songs von BAP. In seinen „jungen“ Jahren hatte er die Gelegenheit, Niedecken bei der legendären „Arsch huh, Zäng ussenander“-Kampagne 1992 auf dem Chlodwigplatz zu erleben, ebenso wie bei zahlreichen früheren Konzerten in Köln und Umgebung. Die Musik von BAP war stets ein fester Bestandteil seines Lebens und begleitet ihn bis heute.
Es stand also früh fest, dass wir über eines der Konzerte der Zeitreise 81/82 Tour berichten würden. Als schließlich der Tourplan veröffentlicht wurde, entschieden wir uns für die Location Haus Auensee als Zielort.
Wie üblich waren wir etwa eine Stunde vor Konzertbeginn vor Ort, um uns die Location und das Umfeld genauer anzusehen und einige Stimmungen aus dem Publikum einzufangen. Besonders interessiert hat uns dabei, wer aus Sachsen zu einem Konzert der kölschen Band BAP kommt.
Im Vorfeld hatten wir uns schon gefragt:
Versteht man hier in Sachsen überhaupt Wolfgangs kölsche Texte?
Doch während des Konzerts kamen wir schnell zu einem klaren Entschluss:
Kölsche Musik in Sachsen? Ja, das funktioniert bestens!
Als sich die Halle und der obere Sitzplatz-Rang sehr gut gefüllt hatten – das Konzert war restlos ausverkauft – erklang kurz nach 20 Uhr der Beatles-Klassiker In My Life aus den Boxen. Die ersten Takte schufen sofort eine besondere Atmosphäre und ließen die Vorfreude im Publikum spürbar steigen.
Nach und nach tauchten Gestalten auf der Bühne auf, zunächst nur schemenhaft im Halbdunkel erkennbar. Als erstes wurde das Spotlight auf das Klavier gerichtet, und langsam, beinahe feierlich, traten dann die weiteren Bandmitglieder von BAP ins Licht. Jeder Musiker wurde nacheinander ins Rampenlicht gehoben, während die Spannung im Saal weiter wuchs. Mit jedem Schritt wurde die Bühne lebendiger, bis schließlich die gesamte Band bereitstand und das Publikum jubelnd begrüßte.
Die Reise in die Vergangenheit begann...
Der Abend wurde (zeitlich fast) passend mit Koot vüür Aach eröffnet, bei dem Wolfgang Niedecken im grellen Scheinwerferlicht seine unverwechselbare Stimme erklingen ließ. Der Song markierte einen intensiven Start, gefolgt von Klassikern wie Südstadt, verzäll nix und Nemm mich met. Beim letztgenannten Titel betraten zwei weitere Musiker die Bühne, um mit Trompete und Posaune das Bläsertrio zu vervollständigen und der Musik einen besonders kraftvollen Akzent zu verleihen.
Die Begeisterung im Publikum war sofort spürbar – eine Mischung aus lauten Gesängen und mitklatschenden Händen erfüllte den Raum. Viele stimmten voller Inbrunst in die Texte ein und machten den Abend zu einem Erlebnis intensiver Gemeinsamkeit und kollektiver Erinnerung an die großen Hymnen von BAP.
Nach dem Song lobte Niedecken das Publikum und bestätigte, dass es wirklich schön mitgesungen habe. Mit einem herzlichen „Schönen Abend, Leipzig!“ begrüßte er die Stadt offiziell.
Anschließend erklärte er die Idee hinter der aktuellen Tour, die den Titel Zeitreise 81/82 trägt. Diese Tour setzt ein Konzept fort, das seinen Ursprung während der Schließlich Unendlich Tour (2022) zur Veröffentlichung des letzten Albums Alles fließt fand. Damals spielte die Band nicht nur zahlreiche neue Songs, sondern überraschte das Publikum auch mit einigen echten musikalischen Raritäten. Diese besondere Mischung inspirierte die Idee, mit einer Zeitreise durch BAPs musikalische Geschichte zu gehen und die Höhepunkte der Jahre 1981 und 1982 wieder aufleben zu lassen. Die Resonanz des Publikums war überwältigend und übertraf die Erwartungen der Band bei Weitem. Die Fans reagierten begeistert, als Songs gespielt wurden, die seit über 30 Jahren nicht mehr auf der Setlist gestanden hatten. Aus dieser Begeisterung wuchs der Wunsch, ein Konzertprogramm zu gestalten, das sich vollständig den beiden legendären Alben für usszeschnigge! (1981) und vun drinne noh drusse (1982) widmet. So entstand die Idee zur Zeitreise 81/82 Tour, die das Publikum auf eine musikalische Reise zurück in die frühen Achtzigerjahre mitnimmt und einige der unvergesslichsten Songs dieser Ära in den Vordergrund stellt.
Niedecken versprach dem Publikum an diesem Abend satte 30 Songs – und kein einziger davon jünger als 40 Jahre. Mit einem Augenzwinkern fügte er hinzu, dass es deshalb möglicherweise etwas länger dauern könnte. Er kündigte außerdem an, dass es keine albernen Zugaben und auch kein künstliches Zeremoniell am Schluss geben würde. Stattdessen wolle die Band den Abend schlicht und authentisch gestalten, ohne die üblichen Rituale, die ohnehin meist unglaubwürdig wirken. Es sollte ein echtes, ehrliches Konzerterlebnis werden, ganz im Geiste der Musik von BAP.
Zwischen den Songs ließ Niedecken das Publikum immer wieder an seinen Erinnerungen und Anekdoten zur Entstehungszeit der Titel teilhaben. Eigentlich, so meinte er, wolle er nicht zu viel erzählen, da die Zeit drängt – schließlich hatte er zum Auftakt des Abends stolze 30 Songs versprochen.
Doch für alle, die noch tiefer in die Geschichten und Hintergründe eintauchen möchten, gibt es das Zeitreisemagazin. Dieses Magazin, erhältlich am „Büddchen“ oder am Merchstand, ist mit zahlreichen Fotos und spannenden Einblicken gespickt. Es bietet eine wunderbare Möglichkeit, das Erlebte nachzulesen und mehr über die Zeit und die Geschichten hinter den Songs zu erfahren. Unterhaltsam und informativ zugleich, ist es eine perfekte Ergänzung zum Abend für jeden BAP-Fan.
Ein besonderes Highlight war die Erzählung zu Waschsalon, einem Song, der auf einer wahren Begebenheit beruht. Niedecken berichtete, dass der Text während eines Trips nach Holland zum Jahreswechsel 1980/81 entstanden ist, als Waschsalons gerade wie Pilze aus dem Boden schossen. Der Song selbst wurde fast spontan auf der Fahrt nach Holland geschrieben. Die humorvolle Anekdote sorgte für viel Lachen im Publikum, vor allem, als einige Fans während des Songs tatsächlich ihre „Wäsche“ auf mitgebrachten Leinen in den Reihen aufhängten – eine witzige und unerwartete Geste, die den Schmunzelfaktor des Abends noch verstärkte.
Das Lied Ens im Vertraue bekam während des Abends eine ganz besondere Neuinterpretation. Im Original von BAP ist das Hundebellen eines der markanten Elemente des Songs, und auch hier blieb es nicht aus. Doch statt das altbekannte Bellen zu wiederholen, wurde es durch einen frischen, humorvollen Einsatz eines Kazoo von Anne de Wolff ersetzt, was dem Song eine neue, unerwartete Klangfarbe verlieh. Das Kazoo, ein Instrument, das man nicht jeden Tag auf einer Bühne hört, brachte eine verspielte und eigenständige Note in die Darbietung.
Doch das war noch nicht alles: Als das Bläsertrio schließlich mit einstieg, erreichte die musikalische Darbietung einen Höhepunkt. Die kraftvolle Kombination aus Bläsern und dem ungewöhnlichen Kazoo verlieh dem Song eine faszinierende Dynamik und Tiefe, die das Publikum restlos begeisterte. Die Fans waren vollkommen hin und weg, und viele begannen spontan, den Rhythmus mitzugehen und lautstark mitzusingen. Die gelungene Neuarrangierung machte Ens im Vertraue zu einem unvergesslichen Erlebnis und zeigte einmal mehr die kreative Vielseitigkeit der Band.
Mit Nit für Kooche nahm das Konzert eine besonders ausgelassene Wendung. Schon im ersten Teil des Songs schunkelte das Publikum im Takt, und die typische Karnevalsstimmung ließ nicht lange auf sich warten. Die Bandmitglieder hatten sich zu diesem Zeitpunkt mit den bekannten Kölner Narrenkappen ausgestattet, was die Atmosphäre zusätzlich auflockerte und die Fans in Stimmung versetzte. Die Kappen, ein unverkennbares Symbol des Kölner Karnevals, gaben dem Auftritt eine humorvolle, heitere Note und brachten ein Stück Heimatgefühl ins Publikum.
Doch es sollte nicht bei der lockeren Schunkelrunde bleiben. Als der Song in den zweiten Teil überging, nahm die Energie auf der Bühne deutlich zu. Die Band setzte noch stärker auf ihren gewohnten Rock-Sound, und die Menge ging richtig mit, rockte ausgiebig und sang voller Inbrunst mit. Es war der Moment, in dem der Karneval durch die Band nicht nur gefeiert, sondern auch kräftig mitgerockt wurde.
Am Ende des Songs ließ Niedecken jedoch noch eine humorvolle Bemerkung fallen: Er gestand, dass sich sein Verhältnis zum Karneval in den letzten 40 Jahren deutlich verändert habe – er sei toleranter geworden. Eine eingestreute, charmante Anekdote, die sowohl Niedeckens eigene Entwicklung als auch die Zeitreise, die an diesem Abend auf der Bühne stattfand, perfekt abrundete.
Im Verlauf des Konzerts gab es immer wieder Momente, in denen das Publikum unter Beweis stellte, wie textsicher es war. Niedecken forderte seine Fans jedoch auch heraus – und das auf seine charmante Art mit einem Augenzwinkern. So kündigte er zum Beispiel an: „Ich werd mich ausruhen – ihr singt!“
Also stimmte Niedecken das Lied Wellenreiter mit nur zwei angedeuteten Worten an. Die Band wartete, und für einen kurzen Augenblick schien es, als würde es nicht weitergehen. Doch das Publikum wusste sofort, was zu tun war, und sprang begeistert ein. Es war ein magischer Moment, in dem die Fans die Kontrolle übernahmen und den Song aus vollem Herzen mittrugen. Als das starke Bläsersolo dann einsetzte, wurde Wellenreiter zu einem der Höhepunkte des Abends.
Niedecken reagierte darauf mit sichtbarem Stolz und Anerkennung und kommentierte: „Kölsch in Sachsen geht echt gut. Fast wie in Köln!“ Das Lob war eindeutig, doch er fügte schmunzelnd hinzu: „Andersrum würde es wohl eher nicht funktionieren.“ Der humorvolle Spruch war typisch Niedecken und sorgte für einige Lacher, wobei er gleichzeitig das Gefühl von Verbundenheit und gemeinsamer Feierlichkeit unter den Fans und der Band unterstrich.
Die Musik der Band ist durchzogen von einer bemerkenswerten Vielfalt und Abwechslung, die den gesamten Abend prägte. Besonders deutlich wird dies durch den Einsatz verschiedenster Instrumente, die jedem Lied eine einzigartige, besondere Note verleihen. Ein hervorragendes Beispiel dafür ist das Stück MüsliMan, bei dem Anne zu Beginn eine Flöte spielte. Die sanften, melodischen Töne der Flöte vereinten sich auf wundervolle Weise mit dem Reggae-Rhythmus und sorgten für eine entspannte, heitere Atmosphäre. Diese Mischung aus sanften Klängen und dem treibenden, rhythmischen Reggae-Beat versprühte eine Leichtigkeit und Fröhlichkeit, die sich sofort auf das Publikum übertrug.
Die zusätzlichen Maracas, die durch rhythmisches Schütteln das typische Reggaefeeling verstärkten, trugen ebenfalls zur besonderen Stimmung bei. Sie fügten eine lebendige und erfrischende Komponente hinzu, die das Publikum noch mehr in ihren Bann zog. Besonders humorvoll und passend zur ausgelassenen Stimmung waren die farbenfrohen Kopfbedeckungen, die die Bandmitglieder trugen. Sie rundeten die Szenerie perfekt ab und verstärkten den spielerischen, bunten Charakter des Songs. So wurde MüsliMan zu einem der Höhepunkte des Abends, der sowohl musikalisch als auch visuell ein echtes Erlebnis war.
Im weiteren Verlauf des Konzerts wurden einige Liebeslieder gespielt, die eine ruhige und intime Atmosphäre erzeugten. Diese Lieder wurden durchgehend im Sitzen vorgetragen, was dem Publikum die Gelegenheit gab, sich ganz auf die sanften Klänge und die tiefgründigen Texte einzulassen. Niedecken erklärte, dass diese Balladen in der Regel weniger häufig präsentiert werden, da sie seiner Meinung nach den „Betrieb aufhalten“ – was in der schnelllebigen Welt eines Rockkonzerts durchaus nachvollziehbar ist. Doch gerade diese ruhigeren, subtileren Stücke trugen zur emotionalen Tiefe des Abends bei und bildeten eine willkommene Abwechslung zum restlichen Programm.
Ein besonders bemerkenswerter Song war „Fühl am Strand“, der bisher nur ein einziges Mal, und zwar in Bonn, gespielt wurde. Der Song, der einen Resümee-Charakter über das Leben trägt, begann mit dem sanften Rauschen von Meereswellen, was sofort eine melancholische Grundstimmung aufbaute. Diese wurde durch den Einsatz eines Cello noch verstärkt, dessen tiefe, resonante Töne das Gefühl von Wehmut und Reflexion unterstrichen. Ein Trompetensolo, das jazzige Elemente aufgriff, fügte eine weitere Schicht der Emotionalität hinzu und brachte eine gewisse Unbeschwertheit in das sonst eher nachdenkliche Stück. Das Publikum reagierte mit stiller Aufmerksamkeit und einigen hörbaren Erinnerungen an das erste Mal, als der Song vorgetragen wurde, und so fügte sich „Fühl am Strand“ perfekt in den Verlauf des Konzerts ein, indem es eine nachdenkliche Ruhe inmitten des ansonsten kraftvollen Programms ermöglichte.
Niedecken nahm sich zwischendurch eine kleine Auszeit, um eine persönliche Geschichte zu erzählen, die viele im Publikum zum Schmunzeln brachte. Er berichtete von früheren Zeiten, als er mit seiner Familie in alten Fotoalben blätterte, und meinte, es sei wirklich schade, dass heute alles nur noch in der Cloud stattfindet. Es war eine charmante Anekdote, die den nostalgischen Charakter des Abends unterstrich und das Publikum in eine nachdenkliche Stimmung versetzte.
Beim nächsten Lied, „Weeßte noch“, gab es eine kurze Unterbrechung. Ein Konzertbesucher brauchte dringend Hilfe, und es war selbstverständlich, dass alle geduldig warteten, während die Sanitäter eintrafen, um zu helfen. Nachdem die Situation geklärt war, konnte das Konzert ohne weiteres fortgesetzt werden, was das respektvolle und einfühlsame Verhalten von sowohl Band als auch Publikum widerspiegelte.
Anschließend kamen weitere Highlights der Setlist, wie „Eins für Carmen un en Insel“ und „Ruut-wieß-blau querjestriefte Frau“, die das Publikum in ihren Bann zogen. Besonders bei „Ruut-wieß-blau querjestriefte Frau“ stach der Geigeneinsatz von Anne hervor. Die Musik bekam durch den harmonischen Klang der Geige eine zusätzliche emotionale Tiefe. Aber auch das Bläsertrio trug maßgeblich zum besonderen Flair dieses Stücks bei, indem es eine Runde über die Bühne drehte, während die Musiker in federweißen Boas, mit Bollenhüten und einer farblich passenden Fahne, eine kleine, fröhliche Parade abhielten. Es war ein visuelles und musikalisches Highlight, das die energetische Stimmung der Band perfekt ergänzte.
Der Abend fand ihren weiteren Höhepunkt mit „Männernamen mit 4 Buchstaben“, einem weiteren Klassiker der Band. Zu Beginn des Songs gab es ein kraftvolles Gitarrensolo, das von den Fans mit einem besonders starken Applaus belohnt wurde. Es war ein Moment, der die Virtuosität der Musiker und die Leidenschaft, die sie in ihre Musik stecken, noch einmal deutlich machte.
Der energiegeladene Song „Ne schöne Jrooß“ brachte die Menge schnell in Bewegung, die sich sofort von der Dynamik des Stücks mitreißen ließ. Der Rhythmus drängte die Zuhörer förmlich zum Mitsingen und Mitfeiern, und so wurde die Atmosphäre im ausverkauften Haus Auensee noch elektrischer.
Doch der wahre Höhepunkt folgte mit dem Klassiker „Verdamp lang her“, einem der größten und bekanntesten Erfolge von BAP. Als die ersten Töne des Songs erklangen, brach im Publikum Jubel aus – ein Moment, auf den alle gewartet hatten. Der Song, der mittlerweile zu einem der unverkennbaren Markenzeichen der Band gehört, rief eine Welle der Nostalgie hervor. Sofort setzten die Fans ein, und die Stimme des Publikums übertönte nahezu die der Band. Es war ein beeindruckendes Erlebnis, zu hören, wie die ganze Halle im Chor diesen legendären Song mit voller Leidenschaft mitsang.
Die Intensität der Darbietung, gepaart mit der Begeisterung des Publikums, machte diesen Moment zu einem unvergesslichen Höhepunkt des Abends. Niedecken und seine Band ließen sich von der Energie der Fans tragen, was das ohnehin schon mitreißende Lied zu einem noch kraftvolleren Erlebnis machte. Es war ein wahrer Festakt für alle BAP-Fans, bei dem einmal mehr die außergewöhnliche Verbindung zwischen der Band und ihrem Publikum deutlich wurde.
Der nächste Song des Abends, „Jraaduss“, wurde von Niedecken jemand Besonderem gewidmet – und zwar Siggi (Siegbert Schefke), der an diesem Abend unter den Zuschauern war. Siggi hatte, so Niedecken, im Jahr 1989 eine entscheidende Rolle gespielt, indem er Fotos und Videos von den Montagsdemonstrationen in Leipzig, die mutige Demonstranten der DDR zeigten, ins westliche Ausland schmuggelte. Dieses Material, das den Beginn des Endes des DDR-Regimes dokumentierte, hielt diese historischen Momente fest und trug dazu bei, die weltweite Aufmerksamkeit auf die Friedliche Revolution in der DDR zu lenken.
Niedecken erzählte, dass er niemals ahnte, dass „Jraaduss“, ursprünglich ein Song für seine Sandkastenliebe, durch die subtilen politischen Zwischentöne eine völlig neue Bedeutung erlangen würde. Im Laufe der Jahre habe sich der Song zu einer Art Hymne entwickelt – nicht nur für persönliche Erlebnisse, sondern auch als Symbol für den Neuanfang und den Wandel.
„Nomen ist Omen“ – ein passendere Überschrift hätte den Abschluss des Abends kaum besser widerspiegeln können. Leise und andächtig erklang „Et letztes Leed“, das den letzten, emotionalen Höhepunkt des Konzerts bildete. Niedecken erinnerte sich an die frühen Jahre von BAP, als dieses Lied noch das Abschlussstück bei Auftritten in kleinen Eckkneipen war. Zu jener Zeit träumte man noch von einer großen Tournee und von großen Bühnen, doch an diesem Abend wurde der Traum auf der Bühne des „Haus Auensee“ in Leipzig wahr. Der Song, der mit seinem sanften, nostalgischen Ton und der schlichten Instrumentierung besonders eindrucksvoll zur Geltung kam, wurde durch den Einsatz von Akkordeon und Geige untermalt, was dem Stück eine ganz besondere Tiefe verlieh. Es war der perfekte Moment, um innezuhalten und auf die lange Reise von BAP zurückzublicken.
Am Ende des Songs ergriff Niedecken das Wort und würdigte in einer ruhigen, aber respektvollen Geste alle seine Mitstreiter auf der Bühne. Von der ursprünglichen BAP-Besetzung war nur noch er selbst auf der Bühne zu finden, doch die anderen Musiker, die die Zeitreise zu einem unvergesslichen Erlebnis machten, hatten ihren ganz eigenen, wichtigen Platz. Das Bläsertrio (Axel Müller, Franz Johannes Goltz und Benny Brown), Bassist Werner Kopal, der Schlagzeuger Sönke Reich, die vielseitige Anne de Wolff, der „Herrscher über die weiß/schwarzen Tasten“ Michael Nass und Gitarrist Ulrich Rode – jeder von ihnen hatte während des Abends eigene Momente, in denen sie ihr außergewöhnliches Können unter Beweis stellten und das Konzert zu einem stimmigen Gesamtwerk machten.
Mit einer letzten gemeinsamen Verbeugung setzten die Musiker den Schlusspunkt eines außergewöhnlichen Abends. Doch trotz der anfänglichen Ablehnung einer Zugabe durch Niedecken, kehrte er noch einmal ganz allein auf die Bühne zurück. Es war ein Moment der Besinnung, ein Blick zurück zu den Wurzeln der Bandgeschichte. Das Stück, mit dem alles angefangen hatte, sollte das letzte des Abends sein. Allein mit seiner Akustikgitarre und der Mundharmonika, spielte Niedecken „Helfe kann dir keiner“, das Stück, das zu Beginn der Bandgeschichte stand. Damals war BAP noch ohne Namen und spielte ohne große Ambitionen und Motivation überwiegend Coverversionen. Dieser Song, der damals unter dem Titel „Jut, mußte mehr von mache“ entstand, markierte den Beginn einer einzigartigen Bandgeschichte, die an diesem Abend erneut zum Leben erweckt wurde.
Kurz nach 23 Uhr, nach mehr als drei Stunden intensiver und emotionaler Zeitreise in die frühen 80er Jahre, endete das Konzert. Es war eine Reise in die musikalischen Anfänge von BAP, die für das Leipziger Publikum eine einzigartige Gelegenheit bot, die Durchbruchs-jahre der Band noch einmal hautnah zu erleben. Niedecken verabschiedete sich von den Fans mit den Worten: „Bleibt empathisch, bleibt mitfühlend.“
Diese Botschaft hallte nach und trug noch lange nach dem Konzert nach.
Fazit:
Die „Zeitreise 81/82“-Tour war für das Leipziger Publikum ein ganz besonderes Erlebnis, das die Magie der frühen 80er Jahre auf eindrucksvolle Weise zurückbrachte. Schon zu Beginn des Konzerts war die Stimmung durchweg großartig, und das Publikum zeigte immer wieder, wie textsicher es war. Lautstark sangen die Fans mit und trugen die Band zu Höchstleistungen. Es war ein Konzert, das nicht nur musikalisch, sondern auch emotional und in Bezug auf die Verbundenheit zwischen Band und Publikum unvergesslich bleibt.
Das Konzert war von Anfang an ein voller Erfolg. Die Mischung aus klassischem Rocksound und besonderen musikalischen Arrangements trug maßgeblich zur elektrisierenden Stimmung bei. Niedecken und seine Band präsentierten eine Vielzahl von Songs aus den Jahren 1981 und 1982, die von Anekdoten und persönlichen Erinnerungen begleitet wurden. Es war ein Abend, der die Bedeutung von BAP in der Musikgeschichte und in den Herzen ihrer Fans auf eindrucksvolle Weise unterstrich. Die Fans stimmten leidenschaftlich ein, wodurch eine unvergessliche Verbindung zwischen Band und Publikum entstand.
Ein weiterer Grund, warum der Bericht so ausführlich ausfiel – sorry dafür! – war, dass dieser Abend für uns mehr war als nur ein Konzert. Es war eine Reise in die Vergangenheit (auch von Stephan), eine Reise, die in den Herzen der BAP-Fans und durch die Musik von Wolfgang Niedecken und seiner Band unvergessen bleiben wird. Es war eine Zeitreise, die die Energie, Nostalgie und Emotionen der frühen 80er Jahre wieder aufleben ließ.
(Wir möchten uns an dieser Stelle ganz herzlich bei der Semmel Concerts Entertainment GmbH
für die freundliche Unterstützung bedanken.)
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